Tierkommunikation Profikurs 2021: Pferd Domingo & Maike
Als Domingo bei uns auf dem Hof ankommt, zeigt er sich von seiner schönsten Seite. Er ist prächtig und weiß das. Er freut sich, hier sein zu dürfen und freundet sich gleich mit dem anderen Kurspferd Kavalier an. Die beiden erleben einen schönen Pferdeurlaub gemeinsam. Auch Mareike kündigt am ersten Kurstag an, dass sie weiß, dass nun Großes passieren wird. Die Vorfreude ist ansteckend.
Was uns Domingo im Pferdegespräch berichtet
Domingo erzählt, was er alles machen möchte:
Aufs Podest steigen (das wiederholt er immer wieder. Immer, wenn er es sieht, fragt er: “Kann ich da mal rauf?“), herumtollen, toll aussehen, spielen, mit Mareike lustige Sachen machen, über den Sprung fliegen, Quatsch machen.
Er sagt anfangs auch, dass er am liebsten mit Mareike frei und entspannt über ein Stoppelfeld galoppieren möchte.
Theoretisch wäre das hier möglich gewesen, aber schnell wird klar, dass Mareike noch nicht so weit ist. Trotzdem möchte Domingo sie tragen. In seinen Äußerungen ist er auch ziemlich lustig und cool. Domingo weiß, wer er ist. Er weiß auch genau, was er nicht möchte, nämlich Kutsche fahren. Die Frage danach beantwortet er einheitlich deutlich mit Nein. Nach einem Unfall mit Mareike und ihrem Vater ist er durch damit. Das ist nichts für ihn.
Welche Probleme der Wallach in sich trägt
Obwohl Domingo so selbstbewusst ist, hat er doch eine typische “Pferdeblockade” sitzen:
Die Fähigkeit, im Beisein von Menschen eigene Entscheidungen zu treffen, wurde ihm abtrainiert. Er möchte immer sehr klare Anweisungen, damit er nichts falsch macht. Er weiß, dass er stark und schnell ist und weiß aus Erfahrung, wie schief das gehen kann, er möchte niemandem wehtun. Als Mareike also richtig tolle Spielenergie vorlegt und sich tatsächlich gut dabei amüsiert, möchte Domingo zwar einsteigen, aber es fällt ihm schwer. Mareike soll dabei ganz bewusst für sich spielen und Domingo nicht drücken oder scheuchen. Sie soll ihm nur ein Angebot machen, aber das reicht für ihn nicht.
Wenn Pferde und Menschen lernen, zusammen zu spielen
Er ist, dank seines Selbstbewusstseins und der guten Pferd-Mensch Verbindung, eins der sehr wenigen Pferde, welchem es tatsächlich nichts ausmacht, wenn Mareike ihn direkt auffordert.
Er möchte das sogar, damit er in Schwung kommt. Im Spiel ist ihm dann aber sein Kopf im Weg und so wild und lustig, wie er es uns immer wieder gedanklich gezeigt hatte, wird es doch nicht. Er kann nicht ganz aus seiner Haut und glauben, dass das wirklich erlaubt wäre. Also versucht Mareike, mit ihm aufs Podest zu steigen. Er ist dabei frei und auch hier macht sie immer nur vor, was er nachmachen dürfte. Es ist seine freie Entscheidung – und das ist schwierig für ihn.
Geschlagene zehn Minuten muss er darüber nachdenken, steht vor dem Podest, überlegt in die Richtung, sein Bein draufzustellen, kommt dann wieder davon ab. Er bricht den Prozess auch nicht ab, geht nicht weg, möchte es schaffen. Man sieht ihm an, wie anstrengend es ist. Er sehnt sich nach einem Befehl, doch genau dieser Prozess ist wichtig für ihn, wie für so viele Pferde: Nur, wer lernt, bewusst eigenständig zu handeln, kann in Krisensituationen den Kopf bewahren und selbstBEWUSST mit seinem Menschen umgehen. Wenn Pferde die Möglichkeit hätten, nach Überlegung ein klares Ja oder Nein zu geben, kämen wir alle viel seltener in die Situationen, in denen es gefährlich miteinander wird.
Wie sich die Situation mit dem Podest entwickelt
Domingo entscheidet sich irgendwann für ein Nein und geht ums Podest herum zu seiner Mareike. Wir feiern ihn dafür! Es ging nicht darum, etwas zu machen oder zu schaffen, sondern ausschließlich darum, dem Pferd Angebote zu machen, die es annehmen oder ablehnen darf – als Weg in eine echte Freundschaft. Domingo hat eine eigenständige, überlegte Entscheidung getroffen und die wurde angenommen.
Auch in den folgenden Einheiten auf dem Reitplatz wird Domingo nicht ganz ausgelassen, dennoch schaffen die beiden es, dass er ein paar Mal freudig und selbstbestimmt springt. Manchmal verzieht er sich danach in seine “sichere Ecke” ganz hinten auf dem Platz und lässt sich dann abholen und loben. Aufs Podest schafft er es nicht mehr, er hat am letzten Tag keinen Bock mehr, so viel nachdenken zu müssen. Er möchte nur leichten Spaß. Den bekommt er. Außerdem erinnert er daran, dass er Mareike gut tragen kann und sich nach Reiten mit ihr sehnt. Nun ist es Mareike, die den Prozess im Kopf durchdenken muss.
Wie es für Mareike und Domingo weitergeht
Nun ist es Mareike, die den Prozess im Kopf durchdenken muss. Domingo steht wie eine Eins frei neben der Aufstiegshilfe, Mareike streichelt von oben seinen Rücken und entscheidet, genau wie vorher ihr Pferd, nach einigen Minuten, dass sie nicht so weit ist. Wir feiern die beiden sehr, Domingo für sein hervorragendes Stillstehen und Mareike, dass sie ihrem Gefühl vertrauen lernt. Sie sagt, dass sie weiß, dass das Aufsteigen kurz bevor steht und sie sich bald trauen wird, aber hier und jetzt geht es nicht.
Fünf Tage nach Kursende des Tierkommunikation Profikurses erreicht mich diese Nachricht von ihr:
“Liebe Catherin, Das Herz bestimmt wieder meinen/unseren Weg. ” />
Zwei Tage nach unserem Profikurs sind Domingo und ich wieder geritten: Schritt, Trab, Galopp – alles easy peasy und Domingo hat alle Versprechen gehalten… ich auch. Es ist eine neue alte Leichtigkeit dabei. Es ist mit Worten schwer zu beschreiben. Wir waren sehr glücklich hinterher.
Ich danke dir für alles, was du uns gegeben hast. Deine Ausbildung ist magisch und ich freue mich auf alle Pferdegespräche die vor mir liegen.
Herzlichst Mareike